(neu: Kurse, Jefferies zu Stellantis präzisiert)
FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Ein drohender Handelskrieg der USA mit wichtigen Partnern hat zum Wochenstart Auto- und LKW-Aktien kräftig nach unten gezogen. US-Präsident Donald Trump verhängte am Wochenende auf Importe aus den Nachbarländern Mexiko und Kanada Zölle in Höhe von 25 Prozent, nur auf Energie-Einfuhren aus Kanada 10 Prozent. Auf alle Einfuhren aus China werden zusätzlich 10 Prozent fällig. Und die EU könnte bald folgen.
Die Aktien von BMW <DE0005190003>, Mercedes-Benz <DE0007100000> und Volkswagen <DE0007664039> fielen am Montagvormittag um 4 bis 5 Prozent. Die Papiere der LKW-Hersteller Daimler Truck und Traton büßten ähnlich deutlich ein, und auch die Aktienkurse von Zulieferern wie Continental und Knorr-Bremse fielen.
Der europäische Branchenindex Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts <EU0009658681> sank als Schlusslicht im Sektortableau um 3,6 Prozent. Er hatte sich zuletzt deutlich vom Zwischentief im November erholt und sich wieder der 200-Tage-Linie genähert. Dieser noch immer nach unten gerichtete Indikator für den längerfristigen Trend geriet nun wieder in etwas weitere Ferne.
Das Problem: Die großen deutschen Auto-Hersteller und auch viele Zulieferer nutzen Mexiko als Produktionsstandort - und bedienen von dort aus den US-Markt. VW <DE0007664039>, Audi und BMW haben in dem Land eigene Fabriken, Mercedes-Benz <DE0007100000> produziert in einem Gemeinschaftswerk mit Nissan <JP3672400003>.
Analyst Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies sieht allerdings weniger die deutschen Hersteller betroffen, als viel mehr die großen US-Autokonzerne. Die US-Einfuhrzölle dürften die Fahrzeugpreise in den USA beziehungsweise die Produktionskosten um durchschnittlich 6 Prozent steigen lassen, falls es nicht zu einer raschen Deeskalation komme, erklärte er.
Houchois und der Bernstein-Experte Daniel Roeska sind sich einig, dass die großen US-Konzerne am stärksten betroffen sein dürften, also neben Ford und Chrysler (gehört zu Stellantis) vor allem General Motors <US37045V1008> (GM). Bei den US-Elektroautobauern Tesla <US88160R1014>, Rivian <US76954A1034> und Lucid begrenze die komplette Montage in den USA die Risiken auf Preise für Zulieferteile, ergänzte Houchois.
Vergleichsweise geringere Gefahren sieht der Jefferies-Fachmann - allerdings auf Basis einer früheren Analyse - wegen der globaleren Aufstellung bei Stellantis <NL00150001Q9> als Gesamtkonzern sowie Volkswagen <DE0007664039>; zudem: BMW sowie Mercedes-Benz seien wertmäßige Netto-Exporteure aus den USA.
Jose Asumendi, Analyst bei der Bank JPMorgan, sieht hingegen die größeren Auswirkungen bei Daimler Truck <DE000DTR0CK8>, Volkswagen, Traton <DE000TRAT0N7> und Stellantis, während Iveco, Renault <FR0000131906>, Michelin <FR0000121261> und Volvo Truck vergleichsweise besser positioniert seien, so der Experte.
Eigentlich könnte zudem davon ausgegangen werden, dass Hersteller von Oberklasse-Fahrzeugen höhere Kosten einfacher auf ihre Kunden abwälzen können als Massenproduzenten. Allerdings gelte es vor einer finalen Einschätzung nun erst einmal abzuwarten, wie die US-Zölle sich auf Preise, Zulieferer und Maßnahmen der Autobauer auswirkten. So erwögen Autobauer Werksneubauten in den USA./mis/tih/jha/